Der Dekubitus (lateinisch: decubare – ‚liegen‘) wird auch Druckgeschwür genannt. Er entsteht durch Schädigungen der Haut und des Unterhautgewebes, durch längerfristige Druckeinwirkung und Kompression von Blutgefäßen. Der Volksmund spricht auch von „sich wund liegen“.

Ein Dekubitus tritt am häufigsten bei Bettlägerigkeit auf. Insbesondere Senioren sind davon betroffen, da die Elastizität ihrer Haut und ihre Mobilität abnehmen. Müssen solche Senioren aufgrund von Krankheit oder einem erhöhten Pflegebedarf über einen längeren Zeitraum liegen erhöht sich die Gefahr des Dekubitus.

 

Bei der Entstehung eines Dekubitus spielen drei Risikofaktoren eine erhebliche Rolle:

  • Druck (Auflagedruck)
  • Zeit (Druckverweildauer)
  • Disposition (Konstitution des Patienten)

 

Druck

Sobald der Druck auf die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) ein bestimmtes Maß überschreitet ist die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung im betroffenen Gewebe nicht mehr gewährleistet. Dabei kann der Druck von außen oder von innen ausgeübt werden.

Beim Druck von außen können beispielsweise einschnürende Kleidung, Falten im Bettlaken, nicht gepolsterte Lagerungsschienen, Krümel im Bett, aber auch Katheter und Sonden, falls diese unter dem Patienten liegen, eine Rolle spielen. Knochen, die ohne Muskel- und Fettpolster direkt unter der Haut liegen, üben insbesondere einen Druck von innen aus.

 

Zeit

Entscheidend für das Ausmaß der Gewebeschädigung ist, wie lange der Druck auf eine bestimmte Körperregion einwirkt. Wird die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung im Gewebe für weniger als zwei Stunden unterbrochen, können sich die betroffenen Hautzellen wieder erholen. Jedoch sterben bei länger anhaltendem Sauerstoffmangel einzelne Zellen ab. Es bildet sich eine Nekrose (Gewebstod).

           

Disposition

Bei der Disposition liegen Faktoren vor, die in der Konstitution des Betroffenen begründet sind. Von daher sind sie nicht immer oder nicht ausreichend beeinflussbar.

 

Die Haut wird zum Beispiel geschädigt durch:

  • Übergewicht (Adipositas)
    Dicke Menschen schwitzen regelmäßig stärker. Gleichzeitig ist das auf der Haut lastende Gewicht größer.

  • Fieber
    Durch Schwitzen kommt es zur Austrocknung des Körpers (Dehydrierung) und zu einem erhöhten Sauerstoffverbrauch.

  • Feuchtigkeit
    Feuchte Haut weicht auf und wird dadurch anfälliger.

  • Inkontinenz

Bei inkontinenten Patienten wird die Haut nicht nur durch Feuchtigkeit, sondern zusätzlich durch den sauren ph-Wert des Urins und gegebenenfalls durch bakterielle Kontamination (Darmbakterien) belastet.

 

Auch wird die Haut schlecht durchblutet bei zum Beispiel:

  • Blutarmut
  • Einnahme von blutdrucksenden Mitteln
  • Krankheiten wie Herz- und Lungenschäden
    (Anämien, Diabetes mellitus, arterielle Verschlusskrankheiten)

 

Weitere Risikofaktoren sind zum Beispiel Abwehrschwäche des Körpers durch eine unzureichende Ernährung (z.B. Eiweißmangel, Vitamin-C-Defizit oder Mangel an Zink), schlechter Allgemeinzustand und chronische Erkrankungen.

Darüber hinaus wird die Druckentlastung behindert durch mangelnde Bewegung (Immobilität), zum Beispiel während und nach Operationen, Bettlägerigkeit, etwa bei Bewusstlosigkeit, Koma, eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten (Fixierung) oder bei fehlenden Spontanbewegungen, zum Beispiel bei Lähmungen oder bei Schonhaltung aufgrund von Schmerzen.

 

Festzuhalten bleibt, dass es zu einer Schädigung der Haut erst kommt, wenn ein gewisser Druck über einen längeren Zeitraum (mehr als zwei Stunden) bei einer bestehenden Disposition des Betroffenen besteht.

 

 

Bei einem Dekubitus werden vier Schweregrade unterschieden:

 

Gefäßkompression (Druck)

Die erste Stufe kennzeichnet sich durch Rötungen an den betroffenen Hautstellen, welche auch nach der Entlastung noch stark hervortreten. Betroffene Stellen sind verhärtet und überwärmt.

 

Durchblutungsstörungen (Ischämie)

In der zweiten Stufe treten auf der Hautoberfläche bereits Blasen und Wunden auf.

 

Stofftransportstörung (Anoxie)

Die dritte Stufe macht sich durch Tiefenschädigungen von Haut und Gewebe bemerkbar. Muskel- und Knochengewebe liegen noch nicht frei. Der Dekubitus zeigt sich klinisch als tiefes, offenes Geschwür.

 

Zellfunktionsstörung / Zelluntergang (Nekrotisches Gewebe bis auf die Knochenhaut)

In der letzten und vierten Phase ist der Verlust aller Hautschichten eingetreten. Sowohl Muskeln als auch Knochen oder unterstützende Strukturen, wie Sehnen und Gelenkkapseln, sind betroffen. Als erschwerender Faktor kann eine Infektion der Wunde hinzukommen

 

 

Grundsätzlich kann sich an jeder Körperstelle ein Dekubitus entwickeln. Besonders betroffen sind das Steißbein (40 Prozent) und die Fersen (18 Prozent), daneben auch Fußknöchel, Zehen, Kniescheiben, Beckenknochen, Gesäß, Rippen. Wirbelsäule, Schultern und Ellbogen.

 

Muss ein Dekubitus behandelt werden ist es meist schon zu spät. Damit es erst gar nicht zu einem Druckgeschwür kommt, ist die Vorbeugung wesentliche Vorausetzung. Betroffene Patienten sollten regelmäßig (alle zwei Stunden) umgelagert werden. Bei den ersten Anzeichen eines Dekubitus (Hautrötung) sollte die Haut besonders gut gepflegt werden. Eine Massage der gefährdeten Stellen und das Einreiben mit durchblutungsfördernden Salben können einen Dekubitus verhindern. Daneben sollte auf eine weiche Lagerung geachtet werden. Treten Knochenpartien hervor, müssen diese abgepolstert werden. Zum Einsatz kommen hier spezielle Matratzen, die sogenannten Antidekubitusmatratzen und Bewegungsbetten.

 

Ist ein Dekubitus aufgetreten, muss er genauestens beobachtet und dokumentiert werden. Neben der Druckentlastung der Wunde müssen offene Wunden sorgfältig gereinigt werden. Sofern entzündungshemmende und heilungsfördernde Salben nach drei bis vier Tagen keine Besserung erzielen, sollte ein Medikamentenwechsel erfolgen. Falls die Haut und das umliegende Gewebe bereits abgestorben sind, muss es chirurgisch entfernt werden.

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