Als Tinnitus werden Ohrgeräusche bezeichnet, bei dem der Betroffene Geräusche wahrnimmt, die nicht durch ein äußeres Schallereignis ausgelöst werden. Infolgedessen handelt es sich um eine Störung der Hörfunktion, die oftmals als Pfeifen, Rauschen, Summen, Zischen, Klopfen oder Knacken wahrgenommen wird.

Dabei können die auditiven Eindrücke in ihrer Intensität gleichbleibend sein oder auch einen rhythmisch pulsierenden Charakter haben.

Fast jeder Vierte hat dieses „Klingeln im Ohr“, wie Tinnitus aus dem lateinischen übersetzt wird, schon mal wahrgenommen. In den meisten Fällen glücklicherweise nur vorübergehend. Etwa 15 Prozent der älteren Menschen nehmen in Deutschland ständig und langdauernde Ohrgeräusche wahr. Typischerweise beginnt die Symptomatik zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr, wobei Frauen und Männer gleichermaßen betroffen sind. In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der chronischen Tinnitus Patienten besonders in den westlichen Industrieländern erheblich angestiegen, so dass man in Deutschland bereits von einer Volkskrankheit spricht.

Vergleichbar mit dem Schmerz oder Fieber ist Tinnitus keine Krankheit sondern ein Symptom. Die Ursachen für den Tinnitus sind vielfältig und schwer diagnostizierbar. Neben medizinischen Erkrankungen wird bei der Hälfte aller Betroffenen Lärm und Stress als Auslöser vermutet. Insofern kann ein Tinnitus auch als Warnsignal verstanden werden und zeigen, dass wir uns im körperlichen oder im seelischen Bereich übernommen haben. In diesem Fall sollte nicht das Symptom Tinnitus behandelt, sondern vielmehr seine Ursachen behoben werden. Dies ist umso wichtiger, da ein Tinnitus mit möglichen psychischen Begleiterscheinungen einhergehen kann. Beispiele hierfür sind:

  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Angstzustände
  • Depressionen

 

Allerdings bilden viele vom Tinnitus betroffene Patienten keines der zuvor erwähnten Symptome aus.

Daneben kann Tinnitus im Zusammenhang mit vielfältigen anderen Erkrankungen auftreten. Mögliche Ursachen sind Entzündungen des Ohrs oder auch der Atemwege, Mittelohrerkrankungen mit Störung der Schallübertragung, Fremdkörper im Gehörgang (z.B. Pfropfen aus Ohrenschmalz), Lärmschäden (Knalltrauma oder ständige Lärmbelastung), bakterielle und virale Infekte, Tauchunfälle und organische Erkrankungen wie Autoimmunkrankheiten und auch Tumore der Gehörnerven. Oft ist ein Tinnitus ein Begleitsymptom der mit Drehschwindel einhergehenden Menière Krankheit und des Hörsturzes. Daneben können aber auch Probleme mit der Halswirbelsäule oder im Zahn-Kiefer-Bereich auslösende oder verstärkende Faktoren sein.

Die Mehrzahl der von Tinnitus Betroffenen kann die Ohrgeräusche auf Dauer gut kompensieren und leidet unter keiner oder nur unter einer geringen Einschränkung der Lebensqualität. Nur etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung wird durch den Tinnitus in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.

Viele Ursachen lassen sich beheben oder gut behandeln. Bei einem akut auftretenden Tinnitus können die Ohrgeräusche wieder völlig abklingen. Vergleichsweise häufig kommt es zu einer spontanen Heilung oder Besserung der Symptome. Je länger aber der Tinnitus dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Ohrgeräusche dauerhaft bestehen bleiben. Danach wird auch zwischen einem akuten Tinnitus (bis drei Monate) und einem chronischen Tinnitus (über drei Monate) unterschieden.

Falls Ohrgeräusche oder Ohrensausen zum ersten Mal auftreten und nach einigen Stunden nicht abklingen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Bestehen weitere Symptome wie Schwindel oder Hörverlust sollte man unverzüglich zum Arzt gehen, denn desto früher eine Behandlung begonnen wird, desto besser stehen die Chancen, dass der Tinnitus wieder verschwindet. Dabei ist die Chance auf Heilung in den ersten drei Monaten am größten.

Jedoch kann Tinnitus durchaus den Charakter einer Krankheit annehmen. Insbesondere dann wenn er zu einer schweren Belastung im Alltag wird und wenn daraus weitere Krankheiten resultieren.

Aber auch bei einem chronischen Tinnitus lässt sich einiges unternehmen. Viele Betroffene schaffen es, das Ohrgeräusch zu akzeptieren, indem sie ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst anderen Dingen oder Geräuschen widmen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem kompensierten Tinnitus. Dieser Prozess erfordert jedoch Zeit und in manchen Fällen auch therapeutische Unterstützung.

In den meisten Fällen wird ein Tinnitus erträglich, da die Betroffenen lernen, mit ihrem Ohrengeräusch umzugehen. Oftmals tritt nach längerer Zeit eine Gewöhnung an das Geräusch ein und der Betroffene empfindet es nicht mehr so stark störend wie zu anfangs.

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