Viele Erfrischungsgetränke sind überzuckert

15 Juli 2017

Der Pro-Kopf-Verbrauch an zuckergesüßten Getränken ist fast nirgends so hoch wie in Deutschland. Jeder Deutsche trinkt im Jahr durchschnittlich 84 Liter sogenannter Erfrischungsgetränke. Doch mehr als die Hälfte der Erfrischungsgetränke ist überzuckert. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Marktstudie der Verbraucherorganisation Foodwatch.

Sie hat den Zuckergehalt von 463 verschiedenen Limonaden, Fruchtsäfte, Schorlen, Brausen, Eistees und Energydrinks getestet. Demzufolge enthalten 274 Produkte (59 Prozent) mehr als fünf Prozent Zucker. In 171 Produkten (37 Prozent) stecken sogar mehr als acht Prozent Zucker. Insbesondere die bei Kindern und jungen Erwachsenen beliebten Energydrinks und Limonaden enthalten viel zu viel Zucker.

 

Kaum zuckerfreie Getränke

Lediglich 55 der getesteten Produkte waren zuckerfrei. Jedoch enthielten fast 90 Prozent davon Süßstoffe. Doch auch diese sind umstritten, da sie zu einer Süßgewöhnung beitragen sollen, die letztendlich eine Fehlernährung begünstigt.

 

Nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, nicht mehr als 25 Gramm Zucker täglich aufzunehmen. Wer allerdings mehr als zwei Gläser (250 Milliliter) eines Erfrischungsgetränkes mit fünf Prozent Zucker konsumiert, überschreitet diesen Wert bereits.

 

Gesundheitspolitik zu zaghaft

Die Grundlage für das Ernährungsverhalten wird bereits im Kindesalter gelegt. Hierzulande sind bereits 15 Prozent der Kinder übergewichtig und sechs Prozent sogar adipös, also fettleibig. Da früh angelegte Fettdepots einen meist ein Leben lang begleiten drohen Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Im internationalen Vergleich ist die Gesundheitspolitik in Deutschland mehr als zaghaft. Andere Regierungen gehen die Fettleibigkeits-Epidemie konsequenter an. Deshalb fordert Foodwatch eine Zucker-Abgabe für die Getränkeindustrie. Als Vorbild könne dabei Großbritannien dienen.

 

Zucker-Abgabe in Großbritannien

Ab 2018 müssen Hersteller in Großbritannien eine Sonderabgabe für ihre süßen Produkte bezahlen. Und dies schon ab einem Gehalt von fünf Prozent, denn schon dann gelten sie als überzuckert. Für Getränke mit fünf bis acht Prozent Zucker werden pro Liter 18 Pence (21 Cent) und für noch süßere Getränke 24 Pence (28 Cent) fällig.

 

Ähnliches Gesetz auch für Deutschland

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert ein ähnliches Gesetz auch für Deutschland. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass zuckerhaltige Getränke einen nicht nur erfrischen, sondern krank machen.

Daneben setzt sich seit Jahren auch die Deutsche Diabetes-Hilfe für ein umfassendes Verkaufsverbot zuckerhaltiger Getränke an Schulen ein. Die Organisation fordert, den Trinkwasserkonsum an Schulen durch Trinkwasserstationen - an denen jeder das Wasser frisch zapfen kann - zu beleben. Dies kann aber nur dann zum Erfolg führen, wenn gleichzeitig der Verkauf von zuckerhaltigen Getränken eingestellt wird. Wie Studien belegen, ließen sich mit derartigen Maßnahmen Übergewicht und die Zunahme des Diabetes-Risikos senken.

 

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