Mundgeruch - Da liegt was auf der Zunge

15 Oktober 2017

Jeder Mensch braucht sie zum Sprechen, Essen, Trinken und zum Küssen. Dabei kommt sie mit einer ganzen Menge Viren und Bakterien in Kontakt. Neben gesundheitsfördernden Bakterien sammeln sich auf dem kleinen Organ auch solche, die die Gesamtgesundheit beeinträchtigen und Krankheiten auslösen und zudem auch für schlechten Atem sorgen können.

So tummeln sich in unserem Mund rund 1.000 verschiedene Vieren- und Bakterienarten. Dies ist ein völlig normaler Zustand und darüber hinaus für unsere Gesundheit auch notwendig. Doch wenn einige Keime in zu großer Anzahl vorkommen kann unangenehmer Mundgeruch entstehen.

Etwa jeder dritte Bundesbürger hat Schätzungen zufolge mehr oder weniger chronischen Mundgeruch. Medizinisch spricht man von Halitosis oder Halitose. Vielen Menschen ist er einfach nur peinlich. Da wundert es einen nicht, das Betroffene in alltäglichen Situationen bewusst Abstand zu anderen Menschen halten, unter Umständen überhaupt keine sozialen Kontakte mehr pflegen oder den Zärtlichkeiten ihres Partners bewusst ausweichen.

 

Morgens ist Mundgeruch normal

Nach dem Aufstehen ist morgendlicher Mundgeruch normal, da man während des Schlafens weniger Speichel produziert und der Mund dadurch einfach trockener wird. Doch die Grenze zwischen schlechtem Atem und Halitosis ist fließend.

 

Schwefelverbindungen verursachen Mundgeruch

Nicht selten werden die Ursachen für schlechten Atem im Magen-Darm-Trakt vermutet. Doch bei über 90 Prozent der Fälle entsteht Mundgeruch im Mund. So setzen die vielen Vieren- und Bakterienarten im Mund und somit auch auf unserer Zunge bei stattfindenden Fäulnisprozessen übelriechende Substanzen frei.

Der Grund: Auf der Zungenoberfläche finden die Mikroben ideale Lebensbedingungen. Anfällig ist vor allem der hintere und rauere Teil der Zunge mit seinen unzähligen, winzig kleinen Nischen. Damit liegt der Nährboden für schlechten Mundgeruch förmlich auf der Zunge. Auf ihr sind rund zwei Drittel der gesamten Bakterien & Co angesiedelt.

Die im Mund und im Rachen verweilenden anaeroben – also ohne Sauerstoff lebende – Bakterien bauen Proteine ab, die Nahrungsreste oder abgestorbene Zellen des eigenen Gewebes sein können. Bei der Zersetzung dieser Eiweiß-Stoffe entstehen zunächst Aminosäuren, die wiederum abgebaut werden müssen und bei dessen Abbau schwefelhaltige übelriechende Gase freigesetzt werden.

In über 90 Prozent der Fälle wird Mundgeruch verursacht durch:

  • Bakteriellen Zungenbelag
  • Gingivitis (Zahnfleischentzündung)
  • Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates)
  • Xerostomie (zu geringe Speichelbildung)

Der bakterielle Zungenbelag beherbergt dieselben Keime, die auch an der Entstehung der Gingivitis und der Parodontitis beteiligt sind. Begünstigt wird der bakteriell bedingte Mundgeruch wenn er durch eine Verminderung des Speichelflusses vermindert ist.

 

Der Zungenbelag

Er besteht aus Blut- und Speichelbestandteilen, Nahrungsresten, Mundschleimhautzellen und Mikroorganismen. Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Bakterien und Mundgeruch. Je größer der Belag, desto intensiver ist der schlechte Atem. Denn in tiefen Furchen schaffen die Ablagerungen ein besonders bakterienfreundliches Milieu.

Wegen ein paar Ablagerungen auf der Zunge muss allerdings niemand in Panik verfallen. Denn keine Zunge ist ohne Belag. Weißliche oder anderweitige auftretende Veränderungen auf der Zungenoberfläche haben verschiedene Ursachen. Während einige von ihnen auf mangelnde Hygiene hinweisen signalisieren andere Krankheiten oder deuten auf sonstige Veränderungen des Körpers hin.

 

Weißer Zungenbelag

kommt sehr häufig vor. Saure und zuckerhaltige Lebensmittel, Speisereste, Bakterien und tote Zellen, Fieber, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen und eine unsachgemäße Mundhygiene kommen als vielfältige Ursachen infrage. Hingegen weist ein blass-weißlicher Zungenbelag auf einen Eisenmangel hin.

 

Gelblicher Zungenbelag

Als häufigste Ursache dafür ist eine Erkrankung der Leber oder Gallenblase. Daneben kann aber auch eine Gastritis oder eine Pilzinfektion für die Verfärbung verantwortlich sein. Hingegen ist bei Rauchern eine leicht gelbliche Verfärbung – hervorgerufen durch sich ansammelnde Nikotin-Rückstände – als normal anzusehen.

 

Roter Zungenbelag

weist in der Regel auf Infektionskrankheiten wie Scharlach oder das Kawasaki-Syndrom hin. Als weitere Auslöser sind Gefäßentzündungen, Vitaminmangel und Autoimmunerkrankungen bekannt.

 

Brauner Zungenbelag

Starkes Rauchen, eine geschwächte Nierenleistung oder auch eine übermäßige Nutzung von Mundwasser können hierfür ursächlich sein.

 

Grauer Zungenbelag

kann auf eine Erkrankung der Milz, zudem aber auch auf chronische Ursachen, verweisen.

 

Generell gilt:
Bei dauerhaften Belägen und weiteren Symptomen ist auf jeden Fall ein Arztbesuch anzuraten.

 

Das A und O: Gründliche Zungenhygiene

Damit die Zunge wieder rötlich oder rosa schimmert und nicht von einem farblichen Belag bedeckt ist, sollte man sie regelmäßig reinigen. Daher empfehlen Experten gegen schlechten Atem, die Zunge einer täglichen Reinigung zu unterziehen. Möchte man den Mundgeruch dauerhaft beseitigen, ist eine regelmäßige Pflege der Zunge unabdingbar. Grundsätzlich lässt sich die Zunge mit einer normalen Zahnbürste reinigen. Zu diesem Zweck sind daneben auf dem Markt aber auch spezielle Zungenbürsten und Zungenschaber erhältlich. Diese kann man in Apotheken und Drogerien erwerben.

Um den Würgereiz zu vermindern kann man auf solche Hilfsmittel zurückgreifen. Im Unterschied zur normalen Zahnbürste ist die Zungenbürste breiter und flacher. Wichtig ist, dass man die Zunge vorsichtig säubert und keinesfalls verletzt, weil sonst Bakterien in den Blutkreislauf gelangen können. Auch sollten die kleinen empfindlichen Erhebungen im hinteren Drittel der Zunge, die sogenannten Papillen, nicht mitgereinigt werden.

Mit Bürste, Schaber oder einer Kombination aus beiden fährt man morgens und abends mehrmals von hinten nach vorne über den Rücken der Zunge. Dabei kann man mit der anderen Hand die Zungenspitze festhalten. Dabei bekämpft eine regelmäßige Reinigung der Zunge nicht nur den schlechten Atem, sondern auch die Bakterienzahl im Mundraum insgesamt. Somit hemmt sie die Bildung von Zahnbelag und reduziert das Kariesrisiko.

Wer regelmäßig seine Zunge reinigt, kann dadurch die Menge an schädlichen Keimen im Mundraum erheblich reduzieren und so einem schlechten Atem vorbeugen.

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